Preview Mode Links will not work in preview mode

Geldcast: Wirtschaft mit Fabio Canetg


Sep 4, 2022

«Wir mussten in einer Nacht- und Nebelaktion mehrere Milliarden Euro-Banknoten mit einem Flugzeug nach Zypern schaffen.» Was nach einem Finanzthriller tönt, war für Oliver Wünsch, heute Zentralbank-Berater bei der Beratungsfirma «Oliver Wyman», beinharte Realität: Als einer der Missions Chiefs des Internationalen Währungsfonds (IWF) verhinderte er 2013 den Kollaps des zypriotischen Finanzsystems und leitete während der Griechenland-Krise für den IWF die Verhandlungen mit der griechischen Regierung. Heute sagt er: «Wir haben Griechenland Reformen aufoktroyiert, die teilweise den Wahlprogrammen der gewählten Regierungen deutlich widersprochen haben.». Trotzdem habe er aus dieser Zeit auch Positives mitgenommen: Mit einigen Vertretern der damaligen griechischen Regierung sei er noch heute befreundet.

Im Zusammenhang mit der Diskussion um einen möglichen Austritt Italiens aus der Eurozone sagt Wünsch: «Die Europäische Zentralbank ist politischer als sie sein sollte.» Dennoch beurteilt er das neuste Instrument der EZB – das Transmission Protection Instrument (TPI) – positiv: «Dank TPI kann die EZB entschlossen gegen die hohe Inflation vorgehen.» Gleichzeitig sei klar, dass die Geldpolitik der EZB als monetäre Staatsfinanzierung interpretiert werden könne und mittelfristig in eine Fiskalunion führe.